Laudatio Remo Bill

Solothurner Heimatschutzpreis 2024

Alpig Hydro Aare AG, historischisches Stauwehr Winznau

 

Niedergösgen, 21. September 2024

 

Geschätzte Preisträgerin Alpig Hydro Aare AG
Geschätzte Anwesende

Als ehemaliges Vorstandsmitglied des Solothurner Heimatschutzes und Kantonsrat, der sich in der November-Session 2024 für ein kantonales, flächendeckendes Inventar von schützenswerten Bauten einsetzt, ist es mir eine grosse Ehre, heute als Laudator vor Ihnen zu stehen.

Der Solothurner Heimatschutz stellt hohe Anforderungen an eine Preisträgerin. Nur wer hohe Baukultur lebt, erhält den Solothurner Heimatschutzpreis. Im Vorfeld wird im Vorstand heftig debattiert, um herauszufinden, was für oder gegen eine Entscheidung spricht und welche Argumente am meisten überzeugen.

Daher freut es mich sehr, dass heute die Alpiq Hydro Aare AG mit dem Solothurner Heimatschutzpreis 2024 ausgezeichnet wird. Ein Preis für das aussergewöhnliche Engagement zum Erhalt des historischen Stauwehrs in Winznau! Ein Preis, der zeigt, dass sich wirtschaftliche Interessen, der Schutz unseres baukulturellen Erbes und der Umweltschutz nicht ausschliessen, sondern preisträchtig vereinen lassen.

Ein Blick zurück zeigt, dass die Aare in Winznau schon immer eine strategische Bedeutung hatte. So verkehrten im 19. Jahrhundert jährlich 6000 - 8000 tausend Schiffe und Flosse, um Güter und Personen auf der Aare durch Winznau zu befördern. 1913-1917 wurde dann das Stauwehr in Winznau errichtet, welches zur Gesamtanlage des Wasserkraftwerks Gösgen gehört. Das Stauwehr wurde als eines der grössten Laufkraftwerke der Aare in der damals avantgardistischen Bauweise aus Stahl-Beton gebaut. Das Bauwerk trug massgeblich zur Elektrifizierung der Region bei. Die gewonnene Energie versorgte nicht nur Haushalte, sondern auch die aufstrebende Industrie. So war schon die Geburtsstunde der Kraftwerkanlage mehrfach auszeichnungswürdig: innovative Bauweise, erneuerbare Energieerzeugung und Motor für Wirtschaft und Gesellschaft.

Doch die Wasserkraft aus Winznau hatte nicht nur wirtschaftliche, sondern auch ökologische Auswirkungen. Die Regulierung des Wasserflusses veränderte das Ökosystem der Aare. Um diese Auswirkungen abzumildern, wurden bereits bei der Errichtung des Stauwehrs erste Maßnahmen zum Schutz der Fischfauna getroffen. Mit der Sanierung des Kraftwerks und den geplanten Arbeiten beim Wehr hat, respektive wird, Alpiq Hydro Aare AG diese Bemühungen fortsetzen und moderne Fischpässe einbauen, die den Fischen ermöglichen, die Staustufe ungehindert zu überwinden. Die Preisträgerin beweist mit ihren Taten, dass ihr auch die Natur ein wichtiges Anliegen ist.

Die Wehranlage ist ein prägendes Element der Landschaft. Das Rauschen des Wassers, die beeindruckende Konstruktion - das Stauwehr hat die Menschen schon immer fasziniert! Es ist tief im Bewusstsein der Bevölkerung verwurzelt. Für viele Menschen in der Region war und ist es ein Ort der Erholung und Freizeitgestaltung. Es schafft einen weiteren geschätzten Aareübergang zu Fuss und dank dem Entgegenkommen der Alpig Hydro Aare AG auch weiterhin mit dem Velo.

Die steigenden Anforderungen an die Sicherheit von Stauanlagen stellten das historische Bauwerk vor eine grosse Herausforderung. Ein Abriss des Wehrs schien unausweichlich. Doch die Alpiq Hydro Aare AG, ein Unternehmen mit einer langen Tradition in der Wasserkraftnutzung, sah in dieser Herausforderung auch eine Chance. Obwohl ein bewilligtes Projekt vorlag, welches den Rückbau des Oberbaus des Wehres vorsah, ging man nochmals über die Bücher. Dass sich ein Unternehmen, wo wirtschaftliche Interessen eine zentrale Rolle spielen, einen solchen Schritt wagt, ist mehr als vorbildlich. Das Hinterfragen des eingeschlagenen Weges eröffnete neue Perspektiven.

«Das Ziel sind konstruktive Lösungen», Zitat Alpig Hydro AG. Tönt gut, nicht wahr? Aber wissen Sie was, die setzen das auch um! Mit grossem Engagement und Fachwissen hat das Unternehmen gemeinsam mit spezialisierten Ingenieurbüros und unter Berücksichtigung der Anregungen aus den Kreisen des Solothurner Heimatschutzes eine Lösung gefunden, die sowohl die Sicherheit gewährleistet als auch den historischen Wert des Stauwehrs bewahrt. Die Unterlagen zum Sanierungsprojekten zeigen deutlich: das Wehr wird nach der Sanierung in altem Glanz erstrahlen.

Die Erhaltung des Stauwehrs ist nicht nur ein Sieg für den Denkmalschutz, sondern auch ein Bekenntnis zur Nachhaltigkeit. Wasserkraft ist eine der ältesten und umweltfreundlichsten Formen der Energiegewinnung. Das Unternehmen setzt sich seit vielen Jahren für den Ausbau und die Modernisierung der Wasserkraft ein. Mit dem Erhalt des Stauwehrs in Winznau leistet es einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz und zur Energiewende. Damit uns diese gelingt, spielen die Erneuerbaren eine zentrale Rolle. Die Kraftwerkanlage mit dem Wehr produziert sauberen und erneuerbaren Strom.

Mit dem Solothurner Heimatschutzpreis 2024 würdigen wir heute nicht nur das vorbildliche Engagement der Alpiq Hydro Aare AG, sondern auch die Bedeutung des Stauwehrs in Winznau für unser kulturelles Erbe und unsere Umwelt. Ich bin überzeugt, dass dieses Projekt dazu beitragen wird, das Bewusstsein für den Wert historischer Bauten und die Bedeutung eines intakten Ökosystems zu schärfen und weitere Vorhaben dieser Art anzustossen.

Im Namen des Solothurner Heimatschutzes gratuliere ich der Alpiq Hydro Aare AG herzlich zu dieser Auszeichnung. Ihr Beitrag zum Erhalt unseres kulturellen Erbes und zum Schutz unserer Umwelt ist wahrlich preiswürdig.
Selbstverständlich stehen hinter dem Unternehmen Menschen, die sich für dieses Projekt mit viel Herzblut engagiert haben, genauso wie die externen Beteiligten Experten, Planerinnen und Berater. Auch oder vor allem diesen Menschen gilt die heutige Auszeichnung, sie haben mit ihrem ausserordentlichen Engagement das scheinbar Unmögliche möglich gemacht.

Besten Dank für Ihre Aufmerksamkeit.


Remo Bill, Kantonsrat SP, Grenchen